Als Thal’ruhn nach Obscyria trat, war es kein gewöhnlicher Moment, es war ein Ereignis, das nur in den tiefsten Mythen der Welt erwähnt wird:Nythorûn „Der Ruf der vereinten Monde“. Normalerweise thronen die Monde von Obscyria still über ihren jeweiligen Kontinenten, jeder in seinem eigenen Reich, getrennt durch den endlosen Nebel und die Schatten, die die Welt umhüllen. Doch in jenem seltenen Augenblick, der vielleicht nur einmal in einem Zeitalter geschieht, vereinten sich ihre Lichter am Himmel von Nebeldämmerung, als ob sie auf einen uralten Ruf antworteten.
In den Nebeln, die sich unaufhörlich durch die Tiefen Obscyrias winden, war eine Bewegung zu spüren, eine Veränderung in der Luft, die nur jene fühlen konnten, die in der Lage waren, die Schatten und die Stille zu deuten. Die Monde, jeder mit seiner eigenen, uralten Magie, leuchteten gemeinsam, strahlten ihre geheimnisvolle Kraft durch die dichten Nebelschwaden und erleuchteten die Welt in einem unwirklichen, silbernen Glanz. Es war, als ob die Welt selbst angehalten hätte, um die vereinte Macht dieser uralten Himmelskörper zu würdigen.
Der Nebel, der in diesen Stunden lebendiger wirkte als je zuvor, erhob sich wie ein atmendes Wesen, schien zu flüstern, zu rauschen, während die Schatten sich tiefer, beinahe greifbarer, um Thal’ruhn schlossen. Die Monde sandten ihre Lichtfäden durch die ewige Dunkelheit, verflochten sie mit den Nebeln, und in diesem seltenen Moment verschmolzen die Magie der Monde und die Dunkelheit von Obscyria auf eine Weise, die selbst in den tiefsten Mythen nur geflüstert wird.
Diese Zusammenkunft war kein Zufall. Es war, als hätten die Monde auf die Ankunft von Thal’ruhn gewartet, als hätte Duskveils Ruf sie aus den tiefsten Schatten hervorgeholt, um ihre Macht zu vereinen und dem ersten Lunariswächter den Weg zu bereiten. Die Lichter schnitten durch die Nebel, enthüllten die uralten Geheimnisse der Welt und zogen Thal’ruhn in ihr strahlendes, doch düsteres Netz.
An diesem besonderen Ort und zu dieser seltenen Zeit verschmolz Thal’ruhn mit den Kräften der Monde und der Schatten. Der Nebel umarmte ihn, die Schatten flossen durch seine Adern, und das Licht der Monde drang in seine Seele ein. In diesem Augenblick, als die Magie der Himmelskörper und die Dunkelheit Obscyrias eins wurden, wurde Thal’ruhn der Erste seines Ordens, der erste Lunariswächter, der den Pfad beschritt, dem viele folgen sollten. Die Monde selbst hatten ihn erwählt, und ihre vereinte Kraft prägte ihn, formte ihn zu dem, was er werden sollte, ein Wächter zwischen Licht und Dunkelheit, ein Wesen, das sowohl die Nebel als auch die Schatten durchdringen konnte.
Duskveil, der ewige Wanderer der Schatten, stand still, während die Nebel sich erhoben, das Geheimnis des Moments erkennend. Der Schattenrufer hatte Thal’ruhn nicht nur gerufen, sondern ihm die Geheimnisse der Monde offenbart und mit diesem Wissen sollte der Weg der Lunariswächter beginnen.
